Lipödem Diagnose: Wie wird ein Lipödem festgestellt?

Die Diagnose eines Lipödems ist für viele Betroffene der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung – und gleichzeitig mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden. Es ist uns ein Anliegen, unsere Patientinnen von Anfang an professionell, einfühlsam und verständlich zu begleiten.

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Geprüft durch den Autor

Dr. Katrin Lossagk ist hochspezialisierte Lipödem-Expertin sowie Gründungsmitglied und ärztliche Leitung von LIPOCURA®. Die Erforschung des Krankheitsbildes sowie der ganzheitliche Behandlungsansatz liegen ihr besonders am Herzen.

Dr. med. Katrin Lossagk

Dr. med. Katrin Lossagk

Ärztliche Leiterin
Fach­ärztin für ­Plas­ti­sche und Ästhe­ti­sche Chir­ur­gie

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Anamnese: Der erste Schritt zur Lipödem-Diagnose

Die Diagnostik beginnt mit einer detaillierten Anamnese. Oft lässt sich bereits anhand der medizinischen Vorgeschichte eines Patienten ein Lipödem vermuten, unter anderem, wenn ähnliche Erkrankungen bereits in der Familie aufgetreten sind. Wir nehmen uns viel Zeit, um Sie und Ihre Krankengeschichte kennenzulernen und daraus ein fundiertes Bild Ihres Befundes zu bekommen. Auf dieser Grundlage können wir da ansetzen, wo Sie Hilfe benötigen.

Lipödem Untersuchung: Sichtbefund und Kneiftest

An die Anamnese schliesst sich die körperliche Untersuchung an. Dabei werden die betroffenen Areale inspiziert und abgetastet. Ein typisches Indiz ist das symmetrische Auftreten der Fettvermehrung an Armen oder Beinen.
Der Kneiftest ist ein einfaches, aber effektives Mittel zur Ersteinschätzung: Zeigt sich an der Aussenseite der Oberschenkel ein deutlich erhöhtes Schmerzempfinden im Vergleich zur Innenseite, kann dies auf ein Lipödem hinweisen.

Lipödem Beine

Palpation und Gewebebeschaffenheit

Bei der Palpation werden oft verhärtete oder knotige Strukturen im Unterhautfettgewebe erkannt, die für das Lipödem charakteristisch sind. Auch eine erhöhte Druckempfindlichkeit und Blutergussneigung unterstützen die klinische Einschätzung.

Lipödem oder andere Erkrankung? Unterschiede erkennen.

Das Lipödem muss klar von anderen ähnlichen Erkrankungen unterschieden werden:

  • Lymphödem: Ein Lymphödem ist eine Erkrankung, bei der eine Störung des Lymphsystems zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit führt, meist in den Armen oder Beinen. Dies verursacht Schwellungen, die sich im Laufe des Tages verändern können und typischerweise einseitig auftreten. Im Gegensatz zum Lipödem tritt das Lymphödem nicht symmetrisch auf. Zudem sind Lymphödeme nicht schmerzhaft wie das Lipödem. Sie können zum Beispiel nach Krebserkrankungen auftreten, wenn Lymphknoten entfernt wurden.
  • Adipositas ist durch übermässige Fettansammlungen im Körper gekennzeichnet und kann durch eine stark kalorienhaltige Ernährung und mangelnde Bewegung verursacht werden. Als Synonym sprechen wir hier auch von Fettleibigkeit. Bei Adipositas ist das Fett gleichmässig verteilt, ohne die für das Lipödem typische Schmerzhaftigkeit und die Anordnung auf bestimmte Bereiche wie Beine oder Arme. Zudem lässt sich eine Adipositas im Gegensatz zum Lipödem positiv durch Sport und eine gesunde, nicht zu kalorienreiche Ernährung beeinflussen.
  • Lipohypertrophie: Diese Erkrankung bezeichnet eine Ansammlung von Unterhautfettgewebe, die nicht durch eine allgemeine Gewichtszunahme bedingt ist. Sie kann auch erblich begründet sein. Die Lipohypertrophie verursacht normalerweise keine Schmerzen, was sie deutlich vom Lipödem unterscheidet.
  • Weitere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen sind das PCO-Syndrom (Hormonstörung bei Frauen), eine Endometriose (Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe wächst im Bauchraum), eine Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto, Struma, Morbus Basedow etc.), Essstörungen, Depressionen, Venenleiden oder Morbus Decrum (Fettablagerungen im Bindegewebe).

Für die endgültige Lipödem-Diagnose ist die Begutachtung durch einen erfahrenen Spezialisten unerlässlich. Dennoch bietet die Messung des Taille-Hüft-Verhältnisses Betroffenen eine nützliche erste Orientierung, da sie die Fettverteilung berücksichtigt und daher aussagekräftige Hinweise auf eine krankhafte Fettverteilungsstörung liefern kann.

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Lipödem-Diagnose mit Ultraschall als ergänzendes Diagnosemittel

Die Ultraschalluntersuchung kann ein Lipödem nicht eindeutig von gesundem Fettgewebe abgrenzen – liefert jedoch wertvolle Zusatzinformationen. Deshalb setzen wir bei LIPOCURA® die Sonografie gezielt ergänzend zur klinischen Untersuchung ein, um die Fettgewebsdichte und -struktur objektiv zu beurteilen. Bei Patientinnen mit Lipödem zeigt sich im Ultraschall häufig eine wellenförmige, knotige Struktur, die mit sogenannten „Fettgewebskörnchen“ vergleichbar ist. Diese Befunde unterstützen uns bei der Planung der nachfolgenden Therapie.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die standardisierte Messung der Gewebsdicke im Bereich des Unterhautfettgewebes (Subkutis) und der darüberliegenden Hautschicht (Kutis). Diese sonografische Beurteilung ermöglicht es, das Ausmass der Fettgewebsvermehrung objektiv zu erfassen und den Schweregrad des Lipödems besser zu klassifizieren.

Bei LIPOCURA® orientieren wir uns dabei unter anderem an der Einteilung nach Marshall und Sehwahn-Schreiber, die folgende Stufen unterscheidet:

  • 12–15 mm: leichtes Lipödem oder Lipohyperplasie
  • 15–20 mm: mässiges Lipödem
  • 20–30 mm: ausgeprägtes Lipödem
  • über 30 mm: schweres Lipödem

Diese Messwerte sind für uns nicht nur diagnostisch relevant, sondern dienen auch als Grundlage für eine individuelle und präzise Behandlungsplanung.

Ausschluss eines Lymphödems: Stemmersches Zeichen

Das Stemmersche Zeichen dient der Erkennung eines Lymphödems. Hierbei wird versucht, eine Hautfalte über dem zweiten und dritten Zeh anzuheben. Ist diese Falte verdickt, schwer anzuheben oder aufgrund von Gewebeverhärtungen nicht anhebbar, ist das Stemmersche Zeichen positiv und deutet auf ein Lymphödem hin.

Ein negatives Ergebnis schliesst ein Lymphödem nicht aus, aber es kann den Verdacht verringern – besonders in Kombination mit anderen Befunden.

In der Praxis wird der Test als Teil eines Gesamtbildes genutzt – nicht als alleinige Entscheidungshilfe.

Zweitmeinung zur Lipödem Diagnose einholen

Wenn bereits Vorbefunde vorliegen oder Unklarheiten bestehen, kann eine Zweitmeinung durch einen erfahrenen Spezialisten sinnvoll sein. Es ist uns wichtig, dass unsere Patientinnen auf eine präzise Diagnose vertrauen können – als Grundlage für die bestmögliche Behandlung.

FAQ

Häufige Fragen zur Lipödem Diagnose

Wie wird ein Lipödem diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt durch eine klinische Untersuchung mit Blick auf typische Symptome wie symmetrische Fettvermehrung, Druckschmerz und Neigung zu Hämatomen. Ergänzend können ein Kneiftest und gegebenenfalls bildgebende Verfahren zur Abgrenzung anderer Erkrankungen eingesetzt werden.

Können Lipödem und Lymphödem gemeinsam auftreten?

Es ist möglich, dass ein Lipödem und ein Lymphödem gleichzeitig vorliegen, was dann als Lipo-Lymphödem bezeichnet wird. Ein über längere Zeit unbehandeltes Lipödem kann zu einem Lymphödem führen, weshalb eine möglichst frühzeitige Erkennung und eine auf die Betroffene zugeschnittene Behandlung von grosser Bedeutung sind. Hinzu kommt, dass ein Lipödem aufgrund seiner geringeren Bekanntheit häufig fälschlicherweise als Lymphödem diagnostiziert wird.

Wie unterscheiden sich die Symptome bei Lipödem und Lymphödem?

Lipödem und Lymphödem sind beides Gewebeerkrankungen, die Schwellungen verursachen können. Trotz ihrer ähnlichen Bezeichnungen und der häufigen Verwechslungsgefahr unterscheiden sie sich in ihren Ursachen und Anzeichen.

Lipödem Lymphödem
Entstehung Bildung von krankhaftem Fettgewebe, das unregelmässig verteilt ist. Störung im Lymphsystem – Flüssigkeitsstau im Gewebe
Symptome Tritt symmetrisch auf, Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Schweregefühl in den Beinen, Neigung zu blauen Flecken, … Schwellung ist oft an einem Körperteil stärker, Haut gespannt und hart, Hautveränderungen im fortgeschrittenen Stadium möglich
Zeitpunkt des Auftretens Beginnt in Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause. Verschlechterung über Zeit möglich. Nach vorangegangener Krankheit, Infektion oder Operation, besonders wenn Lymphknoten entfernt wurden.
Begleiterscheinungen Einschränkungen in der Beweglichkeit/Achsfehlstellung und Gelenkschäden sowie Entzündungen der Hautlappen möglich. Wiederholte Hautinfektionen und -verdickungen.